Insights 14.10.2025
Brückentechnologie für den Gebäudebestand ist wie eine Wärmflasche im Winterchaos
Jasmin Eckert

In einem kürzlich veröffentlichten Beitrag der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK) äußert der Branchenverband „Die Gas- und Wasserwirtschaft“ Zweifel an der Eignung von Wärmepumpen im Gebäudebestand. Der Verband empfiehlt Gas-Hybridheizungen als praktikable Brückenlösung. Insbesondere für den Altbau. Dieser Beitrag nimmt die Thesen aus dem Artikel auf, ordnet sie mithilfe aktueller Studien und Praxisbeispielen ein und zeigt auf, warum klimaneutrale Lösungen im Bestand vorhanden, wirtschaftlich und zukunftsfähig sind. Und das insbesondere mit Wärmepumpen, ergänzt durch Photovoltaik.
1. These: „Im Altbaubestand sind klimaneutrale Lösungen rar“
Fakt ist: Im Gebäudebestand sind klimaneutrale Lösungen bereits heute vorhanden und zunehmend volkswirtschaftlich attraktiv und langfristig kosteneffizient.
- Wärmepumpen und CO₂-freie Wärmenetze sind laut aktuellen Studien die Schlüsseltechnologien für die Wärmewende. Sie sollen die heute dominierende Versorgung mit Erdgas (56 % des Wohnungsbestands) und Heizöl (17 %) zunehmend ersetzen.
- Der erwartete Markthochlauf zeigt, dass der Einbau insbesondere im Bestand erfolgt: Ab 2028 sollen jährlich 600.000 bis 650.000 Wärmepumpen neu installiert werden.
- Zahlreiche Projekte belegen dabei die Umsetzbarkeit:
- Serielle Sanierung von Nachkriegsgebäuden mit Sole-Wasser-Wärmepumpen und Photovoltaik führen zu CO₂-neutralen Mehrfamilienhäusern.
- Für dezentrale Gas-Etagenheizungen bieten Luft-Luft-Wärmepumpen (LL-WP) eine kosteneffiziente und emissionsfreie Alternative – ganz ohne hydraulischen Umbau.
- Wir bei PAUL setzen Tag für Tag PAUL Net Zero in Bestandgebäuden um, mit einer LL-WP, bei Bedarf PV und KI-Optimierung. Und das mit großem Erfolg.
Schlussfolgerung: Der Altbau ist kein technisches Hindernis, sondern ein zentraler Hebel der Transformation.
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2. These: „Reine Wärmepumpen stoßen im unsanierten Bestand an ihre Grenzen“
Fakt ist: Wärmepumpen sind technisch in nahezu jedem Gebäude einsetzbar und sogar mit signifikantem CO₂-Einsparpotenzial.
- Selbst im ungünstigsten Szenario – schlecht sanierter Altbau und Strommix von 2019 – lassen sich mit Wärmepumpen 48 % CO₂ einsparen im Vergleich zu Gaskesseln.
- In teilsanierten Gebäuden erreichen WP-Systeme bereits eine Jahresarbeitszahl (JAZ) von 3,0 – das reduziert den Endenergieverbrauch um zwei Drittel und ist Fördervoraussetzung.
- Die oft angenommene, pauschale Notwendigkeit für Fußbodenheizungen ist ein Missverständnis, da effiziente Niedertemperaturfähigkeit (NT-ready) durch einen systemischen Mix von Lösungsansätzen erreicht werden kann
- Studien zeigen: Die CO₂-Einsparung bei Investitionen in die Energieerzeugung (z. B. Wärmepumpe) ist bis zu fünfmal effektiver als Investitionen in zusätzliche Dämmmaßnahmen.
Schlussfolgerung: Die Wärmepumpe im Bestand ist etabliert, wirtschaftlich gefördert und klimapolitisch notwendig.
3. These: „Gas-Hybridheizungen eröffnen als Brückenlösung einen wirtschaftlichen, praxistauglichen Weg“
Fakt ist: Hybridlösungen können kurzfristig CO₂ einsparen, sind aber mittel- bis langfristig teuer und klimapolitisch nicht zukunftsfähig.
- Zwar sind CO₂-Emissionen bei WP+Gas-Hybriden im Jahr 2023 noch mit reinen WP vergleichbar – doch bereits 2040 liegen die Emissionen fast doppelt so hoch.
- Die CO₂-Bepreisung durch den EU-Emissionshandel II (ETS II) ab 2027 wird den Betrieb fossiler Heizungen deutlich verteuern:
- 2040: 172 EUR/t CO₂
- 2045: 188 EUR/t CO₂
- Künftige Gasanteile müssten zunehmend mit Wasserstoff oder Biomethan betrieben werden. Diese sind teuer, begrenzt verfügbar und vorrangig für Industrie und Luftfahrt vorgesehen.
- Die Kombination aus Wärmepumpe und Photovoltaik bietet dagegen einen klaren Ausweg:
- Bis 2045 könnten so 40 bis 60 Milliarden Euro Systemkosten eingespart werden.
- Haushalte mit WP+PV senken ihre Energiekosten um durchschnittlich 50 %
Schlussfolgerung: Gas-Hybridheizungen mögen kurzfristig praktikabel erscheinen – langfristig sind sie teuer, emissionsintensiv und technologisch überholt.
Unser Fazit
Wir sind für eine faktenbasierte, wirtschaftlich rentable Wärmewende statt fossiler Brückentechnologie. Die technischen Lösungen sind vorhanden, wirtschaftlich darstellbar und regulatorisch gewollt. Wer heute in fossile Brückenlösungen investiert, riskiert langfristige Folgekosten und verpasst den strukturellen Wandel.
Die Argumentation des Branchenverbands „Die Gas- und Wasserwirtschaft“ basiert auf einem veralteten Verständnis von Technologieeinsatz, Wirtschaftlichkeit und Klimapolitik im Gebäudesektor. Die zentralen Thesen des Artikels – dass klimaneutrale Lösungen im Altbau rar seien, Wärmepumpen an ihre Grenzen stoßen und Gas-Hybride eine nachhaltige Option darstellen – lassen sich durch fundierte aktuelle Studien, technische Entwicklungen und reale Praxisprojekte widerlegen:
- Der Altbau ist kein Problemfall, sondern Teil der Lösung.
- Wärmepumpen funktionieren heute schon effizient – auch ohne Komplettsanierung.
- Hybridlösungen führen langfristig zu höheren Emissionen und steigenden Betriebskosten.
- Photovoltaik und Wärmepumpen bieten eine wirtschaftliche, skalierbare und regulatorisch zukunftssichere Lösung.
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